Engagierte Bürger gründeten auf Initiative des Kunsthistorikers Werner Ballarin am 24. Januar 1990 den wohl ersten Kunstverein in der damaligen DDR. Sowohl in der Namensgebung als auch in seinen grundsätzlichen Intentionen sah sich der neue Verein in der Tradition des ersten Chemnitzer Kunstvereins - der Chemnitzer Kunsthütte, die bereits im Jahre 1860 gegründet worden war und um die Jahrhundertwende zu einer wesentlichen Kulturinstitution in der aufstrebenden Industriestadt avancierte. Unter der Ägide des Ausstellungsleiters Friedrich Schreiber-Weigand galt das Interesse vornehmlich den modernen Kunstentwicklungen. Erste Ausstellungen mit Werken von Ernst Ludwig Kirchner oder Karl Schmidt-Rottluff machten mit der neuen Richtung des Expressionismus bekannt. Durch die umfangreiche Ankaufstätigkeit der Kunsthütte in diesen Jahren wurde zugleich der Grundstock für die späteren Kunstsammlungen der Stadt Chemnitz gelegt.
Im Jahr 1996 übernahm der Neue Chemnitzer Kunsthütte e.V. die Trägerschaft der städtischen Kunstsammlung Neue Sächsische Galerie, die seit der Wende in enger Partnerschaft mit dem Verein, aber als eigenständiges Museum der Stadt Chemnitz geführt wurde. Seither koordiniert der Verein treuhänderisch alle musealen und organisatorischen Belange dieser einzigartigen Einrichtung in Sachsen und sorgt mit Ankäufen und der Einwerbung von Schenkungen für das stete Wachsen und die Aktualisierung der Sammlung.
Die Neue Sächsische Galerie (NSG) ist Museum für zeitgenössische Kunst und Aktionsraum des Kunstvereins Neue Chemnitzer Kunsthütte. Sie verdankt ihre Entstehung dem engagierten Eintreten Chemnitzer Bürger:innen in der Wendezeit. Aus der lokalen Stasizentrale zur staatlichen Bürgerüberwachung wurde ein Ort freiheitlichen Denkens und Schaffens - die Neue Sächsische Galerie.In den siebziger und achtziger Jahren hatte die Stadt eine vitale Kunstszene hervorgebracht. Damals waren die Provokationspotentiale, aber auch der Wert der geistigen Selbstbestimmung von Künstler:innen wie Betrachter:innen neu erlebt worden. Diesem Gedanken fühlt sich die Galerie bis heute verpflichtet. Ihre Kernaktivitäten beziehen sich auf das Kunstgeschehen im weiteren Umfeld Sachsens, aber auch auf den Austausch mit internationalen Kunstpositionen der Gegenwart. Ihr Blick fällt besonders auf künstlerische Leistungen, die ästhetisch und intellektuell pointieren und damit Reibungen und Auseinandersetzungen erzeugen. Dabei nimmt sie Entwicklungen in den klassischen Kunstgattungen wie den neuen Medien auf.
Mit der Gründung der NSG wurde eine Sammlung für Kunst aus Sachsen nach 1945 angelegt. Den Ausgangspunkt bildete der Bestand des Bezirkskunstzentrums Karl-Marx-Stadt. Auf dieser Basis bemühen wir uns, durch Spenden und gezielte Ankäufe wichtige Lücken zu schließen und die Dokumentation der Kunstentwicklung im sächsischen Kulturraum nach 1990 fortzusetzen. Knapp 12.000 Arbeiten sind bis heute zusammen getragen. Sie repräsentieren wesentliche künstlerische Entwicklungslinien Sachsens mit außergewöhnlichen Werken. Zur Sammlung gehören über die Werke der freien Kunst hinaus umfangreiche Bestände der angewandten Kunst und industriellen Formgestaltung der DDR-Zeit sowie der Plakatkunst.
Die Werke fanden aufgrund fehlender Ankaufsmittel nahezu ausschließlich über Schenkungen, Übereignungen und Sponsoring ihren Weg in die Sammlung. Die Galerie dankt den Künstlerinnen und Künstlern für ihr Vertrauen und ihre Solidarität mit der Idee dieser einzigartigen Sammlung. Einige Ankäufe konnte der NCK e.V. dank der Sammlung unter den Mitgliedern realisieren.Seit dem Umzug der NSG in das TIETZ im Jahre 2004 werden in unregelmäßiger Folge in Ausstellungsmodulen wie „gezeichnet“, „gemalt“, „für den Alltag entworfen“, „fotografiert“ Werke aus der Sammlung präsentiert, zeitgeschichtliche Hintergründe und künstlerische Produktionsbedingungen beschrieben, Materialien, Werkzeuge und Arbeitsweisen der Künstler:innen vorgestellt.
Unsere Datenbank weist mehr als 1600 EinzelkünstlerInnen oder Kollektive aus. Zu den bekannteren gehören: Karl-Heinz Adler, Irene Bösch, Marianne Brandt, Hans Brockhage, Kurt Buchwald, Carlfriedrich Claus, Clauss Dietel, Klaus Drechsler, Andreas Dress, Hartwig Ebersbach, Wolfram Ebersbach, Wolfgang Einmahl, Tina Flau, Heinz Fleischer, Armin Forbrig, Wieland Förster, Hubertus Giebe, Hermann Glöckner, Peter Graf, Hans-Hendrik Grimmling, Herta Günther, Bettina Haller, Jo Harbort, Ernst Hassebrauk, Albert Hennig, Veit Hofmann, Klaus Hirsch, Elke Hopfe, Konrad Hunger, Hans Jüchser, Fritz Keller, Stefan Knechtel, Gregor-Torsten Kozik, Volkmar Kühn, Axel Krause, Helge Leiberg, Frank Maasdorf, Wolfgang Mattheuer, Florian Merkel, Michael Morgner, Otto Müller-Eibenstock, Akos Novaky, Osmar Osten, A.R. Penck, Wolfgang Petrovsky, Heinz Plank, Jürgen Raiber, Thomas Ranft, Dagmar Ranft-Schinke, Theodor Rosenhauer, Jürgen Schieferdecker, Gil Schlesinger, Wolfram Schneider, Stefan Seidel, Charlotte Sommer-Landgraf, Volker Stelzmann, Strawalde, Klaus Süß, Peter Sylvester, Heinz Tetzner, Kurt Teubner, Max Uhlig, Frank Voigt, Claus Weidensdorfer, Susanne Werdin, Carl-Heinz Westenburger, Albert Wigand, Werner Wittig, Willy Wittig, Axel Wunsch.
Die Sammlung wächst am besten, wenn viele an ihr mitwirken.
Wir selber erforschen in Vorbereitung größerer Ausstellungsprojekte wie zuletzt für "Generation im Schatten" und "die gespaltene Generation" Künstlerbiografien, Werkbestände, soziale und politische Umstände und Produktionsbedingungen. Und wir versuchen, möglichst viel unseres Wissens dauerhaft digital zugänglich zu machen.
Wir freuen uns aber besonders über die vielen unverhofften Wissenszuwächse, die durch Sie als Interessent, als RegionalforscherIn oder NachlassverwalterIn in unseren Wissenspool kommen. Melden Sie sich bei uns, wenn Sie zu Künstlerinnen und Künstlern der Region Wissen weiterzugeben wünschen.
Öffentliche Kunstsammlungen sind das Werk vieler Kenner und Liebhaber der Kunst, die im künstlerischen Erbe Wert, Zeugnis, Kraft, Maßstäbe und Inspiration für die Zukunft erkannten. Das hat viele Aspekte. Kunstwerke bezeugen vergangene Zeiten in ihrer Verfaßtheit, ihren Empfindungen, Weltbetrachtungen Auseinandersetzungen und vielem mehr. Kunst ist zeitverhangen und zeitlos zugleich. Wir sehen, was in uns anklingt. Nicht zuletzt erzählt sie von ihrem Publikum, auf dessen Erwartungen hin sie formuliert ist, als Entgegenkommen oder als Verweigerung oder in einem der unendlich vielen Modi dazwischen. Kunstwerke sind bildlich formulierte Diskurse über ästhetische Fragen und zeigen damit kreative Prozesse beispielhaft an. Kraftvolle und anregende Kunst erzeugt Möglichkeitsformen. Sie eröffnet Zukunft. Gute Kunst schenkt Freiheit zum alternativen Denken.
Die Sammlungen in öffentlicher Hand sind angelegt, um allen zugänglich sein. Diesem Ideal wollen wir mit aktuellen Mitteln näher kommen, indem wir in einem ersten Schritt die Arbeiten online zugänglich machen. Leider ist das heute aus vielen guten Gründen, die zumeist im Schutz der Persönlichkeitsrechte der Urheberinnen und Urheber begründet liegen, nicht ganz leicht möglich. Wir haben uns alle Mühe gegeben, diese Hindernisse so weit wie möglich zu überwinden. Das erforderte und erfordert auch zukünftig zeitintensive Vorarbeiten. Datensätze sind auf ihre Richtigkeit zu prüfen, gute Fotos müssen angefertigt sein und von allen Künstlerinnen und Künstlern muss die schriftliche Einwilligung zur Präsentation im Netz vorliegen. Aller Anfang ist klein, aber die Anzahl der sichtbaren Werke steigt ständig. Manchmal wird auf Wunsch der Künstlerinnen und Künstler leider nur ein Platzhalterbild angezeigt. Sie wissen damit, dass es das Werk bei uns gibt und können dieses und alle anderen auch bei Interesse im Museum im Original anschauen. Vereinbaren Sie dazu einen Termin, telefonisch oder per Mail: sammlung@nsg-chemnitz.de
Stöbern Sie hier in unseren Beständen, suchen Sie Vertrautes und Ungekanntes, finden Sie Überraschungen in der Kunstwelt Sachsens seit 1945. Und machen Sie es sich dann erst richtig schön, kommen Sie ins Museum und freuen sich am Original! Wir bieten monatlich Depotführungen mit Wunschkunstwerken an.