Hubertus Giebe, der schon zu DDR-Zeiten Unangepasste und auch heute noch gefürchtete Maler-Denker aus Dresden zeigt in einer großen Retrospektive zum 60. Geburtstag Werke aus den letzten 20 Jahren. Seine Bilder zur Geschichte entwickelt er mit Klarheit und Schärfe, seine Porträts und Landschaften mit großer Einfühlung. Eigenwillig, spannend und unbequem - so wird er in diesem Winter zum großen künstlerischen Gegenspieler des Kunstmarktstars Neo Rauch in Chemnitz.Mit dem malerischen Werk Hubertus Giebes nimmt die Neue Sächsische Galerie die künstlerische Entwicklung eines großen Einzelgängers in der sächsischen Kunstszene in den Blick. Giebes Stern ging strahlend auf in der DDR der 80er Jahre. Obwohl von Anfang an konsequent eigensinnig und unangepasst, überzeugte seine malerische Haltung mit ihrer größeren und weiteren Fundamentierung schon damals. Von den künstlerischen Offenbarungen der klassischen Moderne, nicht nur bei den gut vertrauten Dix und Beckmann, sondern vor allem auch dem Kubismus mit Picasso an der Spitze ausgehend, entwickelte er seine künstlerischen Ausdrucksmittel, in denen inhaltliche Interessen wieder mit den neu entwickelten formalen Möglichkeiten zusammengingen. Sein Leipziger Lehrer Bernhard Heisig konnte dies nachhaltig stützen, der Schüler jedoch überwindet dessen Verbleiben im erzählerischen Gestus.Mit der Wende bekam diese Entwicklung neue Anstöße. Giebe wurde strenger und reduzierter, löschte das Genrehafte weiter zugunsten der Ausdruckssteigerung von Farbe und Linie aus. Verdichtungen brachten Bildzeichen hervor, die seine Weltbetrachtung metaphorisch spiegeln konnten. Als Anregung dienten ihm dabei die gesamte abendländische Kulturgeschichte, von der antiken Bocca della Veritá über die christliche Ikonografie bis zur Stadtlandschaft seiner Heimatstadt Dresden. Gegenstand der Metaphorik kann dem Maler sein privates Umfeld sein, die klassischen Sujets von Akt und Stilleben und Landschaft genauso wie die eigene Biografie. Höchste Bedeutung gibt er jedoch dem Historienbild, dem Bild vom Menschen in seiner ganzen Verflochtenheit. Giebe sieht die Traumata unserer Zeit in der Gewalt des 20. Jahrhunderts begründet. Sie stellt ihm die Themen für die großen Geschichtsbilder. In ihnen klingen die konkreten historischen Umstände durch Zitate, Fotomontagen oder Namen an, werden jedoch im Malprozess ins Metaphorische gewandelt. Eine offene Bildstruktur entsteht, die nicht Gewesenes konstatiert sondern Konstellationen schafft, die eine Positionierung durch den heutigen Betrachter herausfordern. Mit diesem künstlerischen Programm, seiner Fundierung und seiner konsequenten Umsetzung über mehr als 30 Jahre steht Hubertus Giebe singulär in der ostdeutschen Kunstlandschaft.Die Neue Sächsische Galerie stellt den wenig bekannten, weil sperrigen und vom Kunsthandel und dem ihm verbundenen Museumsbetrieb geschmähten Giebe seit 1990 vor. In knapp 40 großformatigen Ölmalereien kommen alle wesentlichen Motive des Werkes und ihre Entwicklungen seither zu kraftvoller Entfaltung.Biografie1953 in Dohna bei Dresden geboren I 1974-76 Studium der Malerei und Grafik an der Dresdner Hochschule. Exmatrikulation auf eigenen Wunsch. 1978 Externes Diplom in Leipzig. Meisterschüler bei Bernhard Heisig I 1979-91 Dozent für Malerei und Grafik an der HfBK Dresden I 1988 vierzig Radierungen für eine bibliophile Ausgabe von Günter Grass „Die Blechtrommel“ I 1990 Einzelausstellung „Geschichtsbilder“ auf der 44. Biennale von Venedig I 2002 Aufnahme des Gemäldes „Der Widerstand - für Peter Weiss“ (1986) in die ständige Ausstellung „XX. Jahrhundert“ der Neuen Nationalgalerie, Berlin I 2007 Wilhelm-Morgner-Preis für Malerei I Nationale und internationale Ausstellungsbeteiligungen. Werkkataloge und auch eigene Texte erscheinen, zuletzt: Der geschliffene Elfenbeinturm, Widerreden und Würdigungen, 2010 I lebt und arbeitet in DresdenKatalog zur Ausstellung
Sonntag, 16. Dezember 14 UhrKunst in Familie: Puppen, Zwerge, MaskenspielFamiliennachmittagSonntag, 13. Januar 11 UhrÖffentliche Führung durch die AusstellungFreitag, 25. Januar 20 UhrKünstlergespräch mit Hubertus Giebe
Sonntag, 24. Februar 14 UhrKunst in Familie: Farben - von Kopf bis FußFamiliennachmittagSonntag, 3. März 11 UhrFinissage - Ausstellungsrundgang mit dem KünstlerÖffentliche Führung dienstags 17 Uhr
Ausstellung: 13. Dezember 2012 bis 3. März 2013Ausstellung und Katalog entstanden in Kooperation mit dem Museum Wilhelm-Morgner-Haus Soest. Wir danken dem Künstler für die intensive Vorbereitung der Ausstellung und des Kataloges, den Leihgebern sowie der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, der Stadt Chemnitz, der Stadt Soest und dem Neue Chemnitzer Kunsthütte e.V. für die großzügige finanzielle Unterstützung des Projektes.
Zurück